Insektensterben: „Na und?“


Umweltschützer und Wissenschaftler schlagen weltweit Alarm: „Das Insektensterben hat erschreckende Ausmaße angenommen.“ Sie geben die Schuld vorwiegend den auf Monokulturen großflächig eingesetzten, hochgiftigen Herbiziden.

„Na und?“ denken sich zumindest manche Autofahrer. „Wenigstens bleibt bei Überlandfahrten meine Windschutzscheibe sauber…“

 

Den Gleichgültigen ins Stammbuch geschrieben: Insekten haben eine enorme Bedeutung für das Leben auf unserem Planeten Erde, auf dem wir Menschen ganz klar in der Minderheit sind. (Wild-)Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge Käfer, Ameisen und viele andere Krabbeltiere sind auch für die „Krone der Schöpfung“ enorm wichtig.

Dennoch: Agrochemie-Multis aber auch so manche PolitikerInnen und mächtige Bauernverbände verharmlosen das Thema Insektensterben – weil multinationale Konzerne wie Bayer/Monsanto oder Syngenta (eine Tochtergesellschaft der ChemChina) mit Neonicotinoiden, Glyphosat und anderen Giften weltweit jährlich Milliarden-Gewinne machen. Dabei fallen immer auch ein paar Brosamen für deren Komplizen ab. Bislang leisten die Lobbyisten von Monsanto & Co. in der EU-Zentrale in Brüssel ganze Arbeit, denn die insektenvernichtenden und auf für uns Menschen bedrohlichen Gifte dürfen nach wie vor mit staatlicher Genehmigung versprüht werden.

 

AGES: „Glyphosat unbedenklich“

Für die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) mit Sitz in Wien ist etwa der Einsatz von Glyphosat unbedenklich.  

In einer Aussendung vom 25. April 2019 heißt es wörtlich: „Glyphosat ist seit vielen Jahren in einer Reihe von in Österreich und auch weltweit zugelassenen Unkrautbekämpfungsmitteln (Totalherbizid) als Wirkstoff enthalten. Glyphosat ist für den Menschen, sowohl für KonsumentInnen von Lebensmitteln als auch für die AnwenderInnen von Pflanzenschutzmitteln, bei sachgerechter Anwendung gesundheitlich weitgehend unbedenklich. Das bestätigt die wissenschaftliche Neubewertung auf europäischer Ebene. Die Bewertung beruht auf einer Vielzahl nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführten und geprüften Studien.“

(Gesellschafter der AGES ist die Republik Österreich – Eigentümervertreter sind das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz und das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus).

 

 

 

Gerichtsurteil: „Glyphosat krebserregend“

Seriöse Studien aber auch Gerichte sind allerdings gegenteiliger Ansicht. Dazu ein Bericht im KURIER vom 19.03.2019:

„Urteil gegen Monsanto: Glyphosat krebserregend. Jury entschied: Das Glyphosat-Mittel Roundup hat zur Krebserkrankung des US-Klägers beigetragen.

Die Bayer-Tochter Monsanto hat in den USA wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat vor Gericht einen schweren Rückschlag erlitten. Die Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco befand am Dienstag einstimmig, dass das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup ein wesentlicher Faktor für die Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman gewesen ist.

Damit geht der Prozess nun in eine zweite Phase, in der geklärt werden soll, ob Monsanto über Risiken hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfallen könnte.“

 

 

 Generelles Glyphosat-Verbot in Österreich

In Österreich ist man ungeachtet der AGES-Unbedenklichkeitsbescheinigung in Sachen Glyphosat endlich aufgewacht. Im „freien Spiel der Kräfte“ der Übergangsregierung brachte die SPÖ am 12. Juni 2019 im Nationalrat einen Antrag für ein sofortiges generelles Glyphosat-Verbot ein, der am 2. Juli 2019 mehrheitlich angenommen wurde.

Unterstützt wurde der Antrag von der FPÖ, der Liste JETZT und den NEOS.

 

ÖVP steht für „altes Denken in der Landwirtschaft“

Die ÖVP stimmte dem Antrag erwartungsgemäß nicht zu und stellte ihrerseits einen Gegenantrag, wonach Glyphosat nur für „sensible Bereiche“ (öffentliche Flächen, Schulen, Kindergärten, private Anwendungen) verboten werden solle. Wie jetzt? Ganz sicher scheint man sich in Sachen Glyphosat und Unbedenklichkeit auch bei den Schwarzen nicht zu sein. Der ÖVP-Antrag wurde mehrheitlich abgeschmettert.

Geschäftsführender JETZT-Klubobmann Wolfgang Zinggl hielt in Sachen Glyphosat fest: „Es ist einfach ein Gift, ein gefährliches Gift und charakteristisch für altes Denken in der Landwirtschaft.“ Dass man den Boden vergifte, um konkurrenzfähig zu bleiben – das könne es nicht sein.

 

Bayer-Konzern „bedauert“

„Seit Auslaufen des Patentschutzes wird Glyphosat auch in den Mitteln zahlreicher anderer Anbieter eingesetzt“, bemerkte der Bayer-Konzern, der das Österreich-Verbot für Glyphosat „bedauert“.

Wie weit sich Gifte anderer Hersteller angesichts der Übermacht des Marktführers Bayer in Österreich auf dem Markt befinden, muss von den Behörden ermittelt werden, damit auch diese Unkrautvernichter nicht mehr eingesetzt werden können.

Glyphosat soll 2022 EU-weit verboten werden.

 

Auch der Verlust von Naturflächen macht den Insekten zu schaffen. In Österreich fällt täglich eine Fläche von rund 20 Hektar der Verbauung zum Opfer. Das entspricht in etwa 30 Fußballfeldern. Unser Land ist somit europaweit Spitzenreiter bei der Zerstörung fruchtbarer Böden und Naturlandschaften.

JEDER kann was gegen das Insektensterben tun

Hilfestellung kann den bedrohten Insekten auch im kleinen aber effektvollen Rahmen gegeben werden. Beispielsweise bei der richtigen Auswahl der Balkonblumen aber natürlich auch im Kleingarten. Um überleben zu können, brauchen Wildbienen und andere Insekten möglichst viele Blühflächen. Jeder Gartler kann somit viel für den Insektenschutz tun, indem er ein paar Quadratmeter seines grünen Reiches für eine blühende Blumenwiese „opfert“. Allein in Wien gibt es rund 35.000 Kleingärten. Wenn nur jeder zweite oder dritte Kleingärtner eine kleine Blumenwiese anlegen würde, wäre jede Gartenanlage für unsere Nutzinsekten geradezu ein Schlaraffenland. 

 

Der Gartenfachhandel und saisonal auch Märkte wie HOFER (ALDI Süd) bieten Samen für das richtige Blühsortiment an. Die Anwendung ist denkbar einfach: Meine bei HOFER im Frühjahr gekauften Vliese für Wiesenblumen bettete ich auf Anzuchterde und gab etwas Erde darüber. Fertig. 

Wenn man die Saat immer feucht hält, entsteht daraus bald eine unglaublich vielseitige und wunderschön anzuschauende Blütenpracht. Die große Pflanzenvielfalt lockt nicht nur Hummeln und Wildbienen, sondern auch Schmetterlinge, seltene Käfer und mitunter auch niedliche grüne Grashüpfer an.  

Idealerweise sollte die Zusammenstellung der Blumensamen so sein, dass vom Frühjahr bis in den Herbst hinein ein blühendes Nahrungsangebot vorhanden ist.

 

Mein Tipp zum Schluss: Im Handel erhältliche Gartenpflanzen sind oft stark mit Pestiziden belastet. Wer Bienen & Co. helfen will, sollte daher unbedingt Biosaatgut und Biopflanzen verwenden.

 

 

©Text und Fotos: Fritz Brandl

Kontakt: mail@fritzbrandl.com

„Mit Gift und Genen“


Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Dokumentarfilmerin Marie-Monique Robin beschreibt in ihrem Buch wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert. „Mit Gift und Genen“ ist ein packender Umwelt-Thriller mit hundert Prozent realem Hintergrund. Die Untersuchung Robins über die fragwürdigen Aktivitäten des von Bayer übernommenen US-Biotech-Konzerns jagt einem Schauer über den Rücken.

 

Was Marie-Monique Robin nach mehrjähriger Recherchearbeit über den Biotech-Konzern Monsanto aus St. Louis/USA auf 464 Seiten dokumentiert, ist hochbrisanter Sprengstoff.

Dass die Authenzität der zusammengetragenen Fakten unzweifelhaft ist, beweist allein schon die Tatsache, dass es dem riesigen Stab der mächtigen Monsanto-Rechtsabteilung nicht gelungen ist, dieses Buch zu verhindern.

 

Und diese Fakten sind wahrlich zum Fürchten: Der US-Multi verfügt über 90 Prozent der heute angebauten gentechnisch veränderten Organismen. Aggressive Lobbyarbeit (auch in den EU-Schaltstellen in Brüssel) sorgt dafür, dass genmanipuliertes Monsanto-Saatgut (z.B. Mais, Raps oder Soja) weltweit immer mehr Verbreitung findet. 

 

Ruinöser Kreislauf für die Bauern

Die Methoden, mit denen Monsanto die weltweite Marktdominanz erreicht hat, deckt Marie-Monique Robin in ihrem Buch schonungslos auf. So bald Bauern Produkte von Monsanto anbauen, geraten sie in die totale Abhängigkeit des US-Multis. Anfangs überzeugen geringerer Pestizid- und Arbeitseinsatz alle Bauern schnell. Doch das dicke Ende folgt unausweichlich: Den Landwirten ist es nämlich verboten, einen Teil der Ernte aus Monsanto-Saatgut zurückzuhalten, um es für die nächste Aussaat zu verwenden. Es muss frisches Saatgut – natürlich wieder von Monsanto – gekauft werden. Für viele Bauern ein ruinöser Kreislauf!

Und sind die Felder einmal mit gentechnisch veränderten Organismen (GVOs) kontaminiert und die Böden vom intensiven Dünger- und Pestizideinsatz ausgelaugt, ist der Weg zurück zur konventionellen Landwirtschaft nahezu unmöglich.

 

GVOs bedrohen Bio-Landwirtschaft

Unabhängig davon wird durch GVOs die konventionelle und vor allem auch die biologische Landwirtschaft schwerst bedroht, denn einmal ausgesät, ist die Verbreitung von genmanipulierten Pflanzen nicht mehr kontrollierbar und über kurz oder lang sind die konventionelle und vor allem biologische Landwirtschaft schwer bedroht. Wir reden hier von Grundnahrungsmitteln der Menschheit. Derjenige der diese kontrolliert, kontrolliert die Menschheit. 

Agent Orange, Roundup, Wachstumshormone

 

Monsanto ist der größte Saatguthersteller der Welt. 90% der in aller Welt angebauten gentechnisch veränderten Organismen gehören dem Unternehmen. Monsanto war aber auch maßgeblich an der Herstellung von Agent Orange, dem Entlaubungsmittel im Vietnamkrieg, beteiligt. Später machte er Schlagzeilen durch in seinen Produkten enthaltene krebsauslösende PCB Abfälle in Aniston, das Unkrautvernichtungsmittel Roundup, sowie die Verunreinigung von Milch durch das Rinderwachstumshormon Posilac. Weltweit musste das Unternehmen sich deshalb vielfältigen Prozessen stellen.

 

Seit den 90er Jahren verlagerte Monsanto seinen Forschungs-Schwerpunkt auf Biotechnologie und die Entwicklung neuer Saatgut-Patente. Um resistent gegen Schädlinge und Unkrautvernichtungsmittel zu sein, wird das Genmaterial der Pflanzen gentechnisch verändert, d.h. mit Gift angereichert, das stückweise an die Umwelt abgegeben wird, um so die Schädlinge zu vernichten.

 

Die Journalistin Marie-Monique Robin enthüllt in ihrem Buch die fragwürdigen Aktivitäten, mit denen Monsanto zum größten Saatguthersteller weltweit avanciert ist, und schildert, welche Gefahren von den Produkten und der Macht des Konzerns für uns alle ausgehen.

Buchtipps:

Marie-Monique Robin: Mit Gift und Genen

Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert

ISBN 978-3-421-04392-4

Verlag: DVA Sachbuch, 464 Seiten

Gebundenes Buch, Klappenbroschur, 464 Seiten

ISBN: 978-3-421-04392-4

Unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon

 

Agent Orange: Der Einsatz von Herbiziden im Vietnamkrieg und die Folgen.

Taschenbuch von Isabell Franziska Berendt.

Erhältlich bei Amazon

 

 

ARTE Dokumentation im Internet:

„Monsanto - mit Gift und Genen“

 

Video

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marie-Monique Robin

Foto: l'Humanitè, Paris